Dankbarkeit für meine Vorfahren

Veröffentlicht am 4. November 2024 um 11:33

Früher war´s. Es ist vorbei.
Denkste.
Es ist immer wieder da. Es wiederholt sich, mehr oder weniger und doch in ähnlicher Weise.

 

Wir haben kaum miteinander gesprochen. Meine Eltern, meine Großeltern, haben mit uns Kindern gespielt. Ja, das war eine schöne Zeit gewesen.
Später, als wir älter wurden, gab es einzig Ansagen, was zu tun ist. Darüber hinaus die Verbote. Sie wuchsen zu riesigen unüberwindlichen Bergen heran. Die Erlaubnisse wurden als klein und gering angesehen. Sie wurden hingenommen und kaum bemerkt. Das Verbot war zu mächtig.
Das war damals gewesen und ist vorbei, lange vorbei.

 

Heute reflektiere ich über das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Im Austausch mit meinem Partner fällt mir zum ersten Mal auf, dass mir dieses Haus und das Anwesen mit Hof und Garten schon damals gut gefallen hat. Ich hätte es nie tauschen mögen gegen einen Neubau, wie es ihn in den 1970er Jahren gegeben hatte. Das waren kalte, leere Gemäuer für mich gewesen. Ein älteres Haus hatte Charme, Geschichte und fühlte sich beseelt und belebt an.

Einer meiner Ur-Großväter hat es gebaut.

Danke Ur-Ahne für deinen Geschmack.
Danke Ur-Opa für dein Engagement ein klug durchdacht aufgeteiltes Haus zu gestalten und real mit Steinen umzusetzen.
Danke Haus, dass du bis heute bestehst.

 

In meiner Familie wurde nicht miteinander gesprochen über das Persönliche, wie es einem tatsächlich geht. Die Ansagen wurden nicht weiter erklärt. Es musste das Geld und die Mittel eingeteilt werden. Das ein und andere Kind musste Einbußen hinnehmen. Das machte es ärgerlich. Der Frust nährte sich über die Jahrzehnte und wurde an die Kinder weitergegeben. Und so litt eine weitere Generation unter den Vorgaben.

 

Jetzt wurde mir klar, dass es Prioritäten gab:
Essen und Trinken haben.

Dazu reichte das Geld dann auch. Wenig Nahrung ist mehr als gar nichts haben und hungern zu müssen.

 

In unserem Haus lebten, als ich klein war, 4 Partien. Mir ist das erst jetzt bewusst geworden, dass ich mit wenig Wohnraum aufgewachsen war. Das erklärte mir, warum ich mir das Enge vertraut gewesen war, als ich meinen Mann kennenlernte, und sie viele Personen in ihrem Haus waren. Dieses Miteinander strahlte für mich Gemütlichkeit aus.

 

Danke, dass ich in einem Haus aufgewachsen bin, auch wenn die Zimmer vielleicht klein gewesen waren. Ein kleines Zimmer zu haben ist mehr als gar keines und draußen leben zu müssen, in der freien Natur.
Wir waren gesegnet.
Danke.

Dieses Enge setzte sich in meinem eigenen Leben fort, als wir mit wenig finanziellen Mitteln uns nur kleinere Wohnungen leisten konnten. Wir hatten ein Dach über dem Kopf und waren vor Wind und Wetter geschützt in Sicherheit. Das ist viel.
Danke Leben.

 

Liebe Vorfahren.
Ihr ward Überlebenskünstler.
Ihr habt das Beste draus gemacht.
Diese Eigenschaft habt ihr mir vererbt.
Ich danke euch dafür.

 

Ich danke den Hinweisen,

dass es zwar an manchem gefehlt hat, wie zum Beispiel das Gespräch.
Ich danke,
dass ich heute erkennen kann, dass all diese Einschränkungen durchaus einen Sinn hatten.
Ich danke, dass ich die Gaben sehen kann, das Gute, das trotzdem darin enthalten war und mich geprägt hat.
Danke.

co Michaela Aust

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