BLOG - Beziehungen

"Warum hilft mir denn keiner?"

Hast du diese Frage schon einmal gehört? Vielleicht hast du sie selber schon ausgesprochen. Du fühltest dich alleine. Genau genommen alleine gelassen, dir selbst überlassen. "Keiner hilft mir", dachtest du.Ich frage dich: "Hast du nach Hilfe gebeten?" Teilst du deinen Wunsch nach geholfen sein nicht mit, wie soll das dein Gegenüber wissen?Als nächstes möchte ich dich fragen: "Stimmt es tatsächlich, dass du keine Hilfe bekamst?" Manchmal wird uns geholfen. Jedoch geschieht das auf eine andere Weise, als wir es ganz konkret wünschen:- Die gebetenen Personen reagieren anders, als wir es gerne hätten. - Die Hilfe kommt aus der unsichtbaren Sphäre und nicht von realen Menschen. Ich frage dich: "Wie oft bekamst du tatsächlich Hilfe und hast dich nie dafür bedankt?" Das Danken wird allzu oft vergessen. Im Ablauf des Geschehens hat sich Ärger in dir ausgebreitet. Du bekamst andere Unterstützung, als du dir dachtest. "Warum sollst du dich dafür auch noch bedanken?" Gerne übersehen wir die Unterstützung durch: Eltern, Geschwister, familiäre Personen, Kollegen, Nachbarn, fremde Personen. Es wird, so ganz selbstverständlich, ihre Gunst angenommen, ohne dass wir uns des Wertes ihrer Hilfe bewusst sind. Daraus entsteht dann keine Überlegung ihnen Danke zu sagen. Ehrliches Danken ist etwas anderes als große Gesten und Geschenke zu verteilen. Das Danken, das ich meine, kommt von innen, vom Herzen. Es geschieht aus einer dankbaren Haltung von Demut."Warum hilft mir keiner?" In Wahrheit wurde uns einst nicht geholfen, als wir in einer Not gewesen waren. Dieses Erleben ist längst vorbei. Es ist zu einer Geschichte geworden. Dieses alleine gelassen worden sein fand statt, als wir noch ein Kind gewesen sind und keiner da gewesen war für uns. Dieses "im Stich gelassen sein Gefühl" kann durch den Besuch bei den Großeltern entstanden sein. Ein Krankenhausaufenthalt kann dies auch bewirkt haben. Darauf aufbauend ergeben sich zahllose weitere Episoden der Wiederbelebung des Gefühls, nicht geholfen zu bekommen. Fand die Verletzung in der Geschichte der Vergangenheit statt, kann diese Wunde auch nur dort geheilt werden. Spätere Hilfeangebote erreichen nicht das Original Ziel. Das ursprüngliche Ziel ist noch in Unruhe. Dort brauchst es nachträglich einen Abschluss. Drama. Dramaqueen. Dramaking. "Warum hilft mir keiner?" bedient das Muster von Täter, Opfer, Helfer, Retter, Zeuge. So lange du davon ausgehst, dass dir keiner hilft, sind wir noch mitten im alten Geschehen unseres Drama´s. Die besten Unterstützungen, die wir erhalten, nähren das Muster des alleine gelassen worden seins, aus längst vergangenen Tagen. Auf dieser Ebene kommen wir nicht heraus aus dem bekannten Fühlen. Unsere Gedanken erzeugen ständig neue Dramataktiken, in denen wir als Dramaqueen, als Dramaking, mitunter sogar als polterndes Kleinkind, empfunden werden. Das ist dann so, dass uns die Mitmenschen vorwerfen, wir würden uns künstlich ins Rampenlicht setzen, damit wir wieder unsere Show abziehen können.

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Vom verstimmt sein

"Wir sind doch alle ein bisschen traumatisiert."Wir sind verstimmt. Wir fühlen uns mit unserem Schmerz ganz alleine. Es tut so weh. Was tut so weh? So ganz konkret können wir es nicht sagen. Wir überlegen und finden irgendetwas, das schuld ist: Eine Person, ein Umstand, ein Ereignis, eine Beziehung. Wir wissen nur eines, dass es gerade eben nicht mehr stimmt. Die Atmosphäre ist anders geworden. Wir fühlen uns unwohl und möchten am liebsten weg gehen. Wir sind der Ansicht, dass der andere "gefälligst seine Koffer packen und weg gehen" soll. Schnell sind auch die Verursacher gefunden, warum es uns so geht: Schlecht. Wir schauen in das aktuelle Geschehen und Erleben hinein. Ja, es ist ein akut gespürtes Unwohlsein. Es ist eine alte Wunde, die wieder neu aufgerissen wurde und blutet. Kennst du das?Traumata zu haben wird geheim gehalten. Es darf keiner merken, hat einmal eine bekannte Psychoanalytikerin bemerkt. Keiner darf merken, dass wir verwundet sind. Wir tun so als ob alles gut wäre. Das gelingt uns. Das gelingt uns bis zu dem Tag, an dem das Verstecken und alleine mit uns ausmachen nicht mehr funktioniert. Das geht sogar noch über aktuelle Chaoskonstellationen hinaus. Wir merken nicht, dass es wir selbst sind, die hier die Hauptakteure sind. Warum? Weil wir zwar spüren, dass da etwas nicht stimmt und wir uns quälen. Wir meinen der Verursacher sei der aktuell anwesende Umstand, die Person, die aktuell das Pflaster der nie verheilten Wunde, berührt hatte. Das Pflaster war damals aufgeklebt worden, als die tatsächliche Verletzung geschehen war. Diese kann körperlicher Art gewesen sein. Sie kann ein emotionaler Schock gewesen sein und sie kann geistige Herabwürdigung und Verspottung gewesen sein. Alle hinterlassen Spuren im Nervensystem. Sobald ein Impuls zu uns kommt, der an die Ur-Wunde erinnert, sobald eine Person der Person in der Ur-Wunde ähnelt, an dem Zeitpunkt beginnen wir die Details durcheinanderzubringen und zu verwechseln.Was dann entsteht, ist mitunter übel. Es kommt zu Beschuldigungen, zu Rechtfertigungen, zu Ausschluss, zu Verabschiedung. Wem hilft dieses Vorgehen wirklich? Auf Dauer besehen niemanden. Für eine kurze Zeit mögen die Taktiken funktionieren einem anderen eine Krankheit nachzureden, ihn zu entlassen, sich zu trennen und ein Pflaster des "so tun als ob nichts geschehen gewesen wäre", aufzukleben.Es spielt keine Rolle, um was es konkret geht. Allen ist gemeinsam, dass es ein Organismus ist, in dem wir, jeder Einzelnen von uns, drinnen ist. Wenn wir da eliminieren und so tun als ob, dann passiert genau das, was wir in der heutigen praktizierten Medizin so normal finden: Wir operieren das Organ weg. Wir entfernen es. Wir geben ein neues hinzu, das ursprünglich in diesem Körper gar nicht vorgesehen ist, und wir tun so als ob nach einer gewissen Zeit alles wieder gut ist. Der Schmerz hat sich nach dem Schlafen in Luft aufgelöst, hoffen wir. Wir treiben Sport und meinen die geschmeidige Beweglichkeit käme damit zurück in die mit Säurekristallen angereicherten Gelenke. Wir fangen an zu vermeiden. Wir vermeiden die Person, wir vermeiden Orte, wir nehmen Abstand von allem, das uns ärgerlich, traurig oder ängstlich macht. Nie mehr wieder in so eine Lage kommen, meinen wir damit hervorzurufen.Was ist, wenn all diese Strategien reine Illusion gewesen sind und zu einem anderen Zeitpunkt uns all die oben genannten Themen wieder begegnen? Dann eliminieren wir wieder, wie wir es zuvor schon einmal vermeintlich erfolgreich praktiziert haben. Wir meinen im Rückblick damals erfolgreich gewesen zu sein. Ich stelle das in Frage. Wären die damaligen Trennungen und Verurteilungen tatsächlich hilfreich gewesen unseren Schmerz zu heilen, wieso begegnet er uns Jahre später schon wieder? Ich sage, weil es keine Heilung gegeben hatte. Grund sind die genannten Bewältigungsstrategien sind Schein-Lösungen. Es gibt eine scheinbare Heilung.So gelange ich zum Klavier. Was wäre, wenn unser Körper ein Klavier wäre? Wir spielen die ganze Palette der Tasten und sind glücklich und zufrieden. Dann kommt der Tag, an dem der erste Misston auftritt. Wir spielen weiter und denken es wäre eine Einbildung gewesen. Das war es leider nicht gewesen. Der Misston wird mit jedem Anschlag dieser einen Taste neu ausgelöst. Das Lied ist eine Belastung für die zuhörenden Ohren.Wir können jetzt so tun als ob wir trotzdem das Klavier noch nutzen können. Wir spielen Stücke, und nehmen einen anderen Ton oder wir spielen nur noch Stücke, in denen diese Taste gar nicht gebraucht wird. So gehen wir mit unseren traumatischen Schmerzen um. Aus dem Weg gehen, den Schwerpunkt auf etwas anderes legen. Für eine gewissen Zeit geht das auch gut. Wir meinen mit der Einschränkung leben zu können. Das gelingt uns recht gut, weil wir uns an den fehlenden Ton gewöhnt haben. Und dann passiert etwas Unvorhergesehenes. Ein völlig neues Lied kommt zu uns. Voller Freude sind wir hochkonzentriert auf die richtige Spielweise und haben die verstimmte Taste vergessen. Oh weh. Sie klingt schräg. Wir haben es jetzt ganz genau gehört. Wir stecken in einem Dilemma. Denn die vorherigen Strategien von einer anderen Taste mit einem ähnlichen Ton klingen hier nicht. Es braucht den Ton dieser Taste.Nach den eingangs erwähnten Vorgehensweisen gibt es jetzt die Option: Wir trennen uns vom Klavier. Mit unserem Körper gehen wir so um. Mit unseren Mitmenschen ebenso. Die Lösung scheint perfekt. Sie ist ein Schein, denn der Spass daran Klavier zu spielen ist somit vorbei.Jetzt braucht es neue Überlegungen. Wie soll es weiter gehen?

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Verführungen

Zu manchen Zeiten im Leben fühlen wir uns einsam. Vielleicht sogar verlassen. Von allen anderen. Von uns selbst? Es sind die Zeiten des Winters. Am liebsten bleiben wir zu Hause, ziehen uns vom Rest der Welt zurück. Draußen bei den Mitmenschen ist es kalt geworden. Wir haben uns unwohl gefühlt. Missverstanden. Abgelehnt in unserem So sein, wie wir uns gegeben hatten.Die Winterphase ist eine karge Zeit. Wir fühlen uns mitunter sogar gottverlassen. Pure Trostlosigkeit existiert in uns. Wir fühlen uns außen vor. Nicht teilhaben dürfen. Nur? An was? Es gibt doch gar nichts mehr, was uns wichtig ist. Uns noch interessiert als diese stille Phase irgendwie zu überstehen. Da wir in diesem Zustand so selbstversunken sind, ist das eine auch gefährliche Phase. Die Verführungen kommen zu uns. Sie erreichen unsere Augen, unsere Ohren unsere Sinne. Wir meinen dieses, was uns dargereicht wird auf einem Tablett, haben zu wollen. Es ist ein innerer Drang in uns, dieses Angebot unbedingt haben zu müssen. Der Geber vermittelt uns, dass dies uns uns so gut täte. Dieser Jemand, eine Frau, ein Mann, eine Werbung, gibt vor, seine Gaben würden uns retten. Es stellt sich hier die Frage: "Warum besteht der Eindruck, dass wir gerettet werden müssten?" Weil wir innen drin auf so eine Errettung von einer Papafigur, einer Mamafigur, hoffen.Das Schicksal ist gnädig mit uns und erfüllt unsere geheimsten Wünsche. In der Winterzeit eine Rettung von außen zu erhoffen als Wunsch gedacht reicht aus, die Verführungen zu uns kommen zu lassen. Der Wunsch öffnet die Türen zu den illusorischen Verlockungen. Es handelt sich um Fallen. Denn hinterher, nach dem Konsum der vermeintlich guten Speisen , Getränke und Gruppen fühlen wir uns schlecht. Wir fühlen, dass wir uns verraten haben. Für das so vermeintlich gute Angebot des anderen uns aus der Eiszeit herauszuholen. Der Verführer ist ja nicht blöd. Er weiß, dass wir straucheln und genau hier knüpft er an. Immer wieder neu vermittelt er uns, dass seine Gaben uns so gut täten. Wir essen zu viel, trinken alkohlisches, rauchen, und gehen zu seltsamen Gruppiergungen hin. Leute, die uns glaubhaft vermitteln, dass ihre Angebote uns helfen täten uns weiterzuentwickeln, Fortschritte zu machen, einer Gemeinschaft anzugehören. Die Zeit des Winters ist eine karge Zeit. Sie kann eine durstige hungrige Zeit sein, in der wir meinen zu verhungern und nur noch auf uns alleine gestellt zu sein. Im natürlichen Ablauf ist das eine wichtige Phase: Einmal nachdenken, Rückschau halten, mal Altes und liegen gebliebenes aufarbeiten, ausbessern und aufräumen. Im Außen. Und: Im Innen von uns. Was brauchen wir wirklich um gut zu leben? Und uns in diesem Prozess nicht stören zu lassen von den Ablenkungen der Fallen. Sie sind zu schön um wahr zu sein. Das haben sie gemeinsam. Wir brauchen von den Sachen dann immer mehr. Nichts stillt unseren tatsächlichen Hunger. Nichts von all dem füllt die Leere auf, die wir in uns empfinden. Die Leere ist ganz wichtig zu erfahren. Uns leer machen innen drin von Wünschen, die nicht zu uns passen, die wir von anderen abgeschaut haben und übernommen hatten. Sie können wieder aussortiert werden und bei den anderen belassen sein. Verführungen, Fallen, manipuliert werden mit den Verlockungen geschieht von alten und uns längst bekannten Menschen, Gruppen, der Familie, Umgebungen, die wir zu gut kennen und dennoch hier wachsam sein müssen. Die Falle geht auf und wie schnell sind wir im alten, dem alt-bekannten Kreislauf gefangen. Da ist nichts mit neuer Runde und Aufstieg mehr drin. Die Chance haben wir uns vertan, weil wir dem, was wir kennen, nachgegeben haben. Vermeintlich zu unserem Wohl. Genau hingesehen zu unserem Schaden. Auch wenn gerade die Durststrecke ist, sie wird vorbei ziehen. Nach jedem Winter kommt der Frühling. Das ist sicher. Und genau so gewiss ist die Frühlingszeit nach dem eigenen Winter der Eiseskälte und des daheim bleibens. Neu erfrischt zeigen wir uns wieder, gehen in die warme Sonne hinaus, gehen wieder auf neue Leute und Bereiche zu. Sie begegnen uns mit neuer Offenheit. Wir erhalten eine riesen Chance. Unserer Ernährung für Körper, Seele und Geist geben wir weiterhin die Aufmerksamkeit, die zu uns passt. Die Verführungen prallten ab. Wir haben erfolgreich widerstanden ihnen auf dem Leim zu gehen. Gestärkt sind wir nun am Beginn der Frühlingsphase mit neuer Seelenkraft, Geisteskraft und Körperkraft für die nächste Runde im großen Zyklus des eigenen Rhythmus und Lebens angekommen.Winterzeit, trübe Zeit. Die tiefe Traurigkeit, die uns zuweilen überfällt.Sommerzeit, fröhliche Zeit. Gemeinsame Zeit verbringen. Diese Phasen gibt es, unabhängig von Jahreszeiten, ganz individuell bei jedem Einzelnen von uns. Das ist nichts außergewöhnliches und falsches. Die trübe Phase ist wie die fröhliche Gestimmtheit ist. Da gibt es keine Bewertung. co Michaela Aust

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"Warum hilft mir denn keiner?"

Hast du diese Frage schon einmal gehört? Vielleicht hast du sie selber schon ausgesprochen. Du fühltest dich alleine. Genau genommen alleine gelassen, dir selbst überlassen. "Keiner hilft mir", dachtest du.Ich frage dich: "Hast du nach Hilfe gebeten?" Teilst du deinen Wunsch nach geholfen sein nicht mit, wie soll das dein Gegenüber wissen?Als nächstes möchte ich dich fragen: "Stimmt es tatsächlich, dass du keine Hilfe bekamst?" Manchmal wird uns geholfen. Jedoch geschieht das auf eine andere Weise, als wir es ganz konkret wünschen:- Die gebetenen Personen reagieren anders, als wir es gerne hätten. - Die Hilfe kommt aus der unsichtbaren Sphäre und nicht von realen Menschen. Ich frage dich: "Wie oft bekamst du tatsächlich Hilfe und hast dich nie dafür bedankt?" Das Danken wird allzu oft vergessen. Im Ablauf des Geschehens hat sich Ärger in dir ausgebreitet. Du bekamst andere Unterstützung, als du dir dachtest. "Warum sollst du dich dafür auch noch bedanken?" Gerne übersehen wir die Unterstützung durch: Eltern, Geschwister, familiäre Personen, Kollegen, Nachbarn, fremde Personen. Es wird, so ganz selbstverständlich, ihre Gunst angenommen, ohne dass wir uns des Wertes ihrer Hilfe bewusst sind. Daraus entsteht dann keine Überlegung ihnen Danke zu sagen. Ehrliches Danken ist etwas anderes als große Gesten und Geschenke zu verteilen. Das Danken, das ich meine, kommt von innen, vom Herzen. Es geschieht aus einer dankbaren Haltung von Demut."Warum hilft mir keiner?" In Wahrheit wurde uns einst nicht geholfen, als wir in einer Not gewesen waren. Dieses Erleben ist längst vorbei. Es ist zu einer Geschichte geworden. Dieses alleine gelassen worden sein fand statt, als wir noch ein Kind gewesen sind und keiner da gewesen war für uns. Dieses "im Stich gelassen sein Gefühl" kann durch den Besuch bei den Großeltern entstanden sein. Ein Krankenhausaufenthalt kann dies auch bewirkt haben. Darauf aufbauend ergeben sich zahllose weitere Episoden der Wiederbelebung des Gefühls, nicht geholfen zu bekommen. Fand die Verletzung in der Geschichte der Vergangenheit statt, kann diese Wunde auch nur dort geheilt werden. Spätere Hilfeangebote erreichen nicht das Original Ziel. Das ursprüngliche Ziel ist noch in Unruhe. Dort brauchst es nachträglich einen Abschluss. Drama. Dramaqueen. Dramaking. "Warum hilft mir keiner?" bedient das Muster von Täter, Opfer, Helfer, Retter, Zeuge. So lange du davon ausgehst, dass dir keiner hilft, sind wir noch mitten im alten Geschehen unseres Drama´s. Die besten Unterstützungen, die wir erhalten, nähren das Muster des alleine gelassen worden seins, aus längst vergangenen Tagen. Auf dieser Ebene kommen wir nicht heraus aus dem bekannten Fühlen. Unsere Gedanken erzeugen ständig neue Dramataktiken, in denen wir als Dramaqueen, als Dramaking, mitunter sogar als polterndes Kleinkind, empfunden werden. Das ist dann so, dass uns die Mitmenschen vorwerfen, wir würden uns künstlich ins Rampenlicht setzen, damit wir wieder unsere Show abziehen können.

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Vom verstimmt sein

"Wir sind doch alle ein bisschen traumatisiert."Wir sind verstimmt. Wir fühlen uns mit unserem Schmerz ganz alleine. Es tut so weh. Was tut so weh? So ganz konkret können wir es nicht sagen. Wir überlegen und finden irgendetwas, das schuld ist: Eine Person, ein Umstand, ein Ereignis, eine Beziehung. Wir wissen nur eines, dass es gerade eben nicht mehr stimmt. Die Atmosphäre ist anders geworden. Wir fühlen uns unwohl und möchten am liebsten weg gehen. Wir sind der Ansicht, dass der andere "gefälligst seine Koffer packen und weg gehen" soll. Schnell sind auch die Verursacher gefunden, warum es uns so geht: Schlecht. Wir schauen in das aktuelle Geschehen und Erleben hinein. Ja, es ist ein akut gespürtes Unwohlsein. Es ist eine alte Wunde, die wieder neu aufgerissen wurde und blutet. Kennst du das?Traumata zu haben wird geheim gehalten. Es darf keiner merken, hat einmal eine bekannte Psychoanalytikerin bemerkt. Keiner darf merken, dass wir verwundet sind. Wir tun so als ob alles gut wäre. Das gelingt uns. Das gelingt uns bis zu dem Tag, an dem das Verstecken und alleine mit uns ausmachen nicht mehr funktioniert. Das geht sogar noch über aktuelle Chaoskonstellationen hinaus. Wir merken nicht, dass es wir selbst sind, die hier die Hauptakteure sind. Warum? Weil wir zwar spüren, dass da etwas nicht stimmt und wir uns quälen. Wir meinen der Verursacher sei der aktuell anwesende Umstand, die Person, die aktuell das Pflaster der nie verheilten Wunde, berührt hatte. Das Pflaster war damals aufgeklebt worden, als die tatsächliche Verletzung geschehen war. Diese kann körperlicher Art gewesen sein. Sie kann ein emotionaler Schock gewesen sein und sie kann geistige Herabwürdigung und Verspottung gewesen sein. Alle hinterlassen Spuren im Nervensystem. Sobald ein Impuls zu uns kommt, der an die Ur-Wunde erinnert, sobald eine Person der Person in der Ur-Wunde ähnelt, an dem Zeitpunkt beginnen wir die Details durcheinanderzubringen und zu verwechseln.Was dann entsteht, ist mitunter übel. Es kommt zu Beschuldigungen, zu Rechtfertigungen, zu Ausschluss, zu Verabschiedung. Wem hilft dieses Vorgehen wirklich? Auf Dauer besehen niemanden. Für eine kurze Zeit mögen die Taktiken funktionieren einem anderen eine Krankheit nachzureden, ihn zu entlassen, sich zu trennen und ein Pflaster des "so tun als ob nichts geschehen gewesen wäre", aufzukleben.Es spielt keine Rolle, um was es konkret geht. Allen ist gemeinsam, dass es ein Organismus ist, in dem wir, jeder Einzelnen von uns, drinnen ist. Wenn wir da eliminieren und so tun als ob, dann passiert genau das, was wir in der heutigen praktizierten Medizin so normal finden: Wir operieren das Organ weg. Wir entfernen es. Wir geben ein neues hinzu, das ursprünglich in diesem Körper gar nicht vorgesehen ist, und wir tun so als ob nach einer gewissen Zeit alles wieder gut ist. Der Schmerz hat sich nach dem Schlafen in Luft aufgelöst, hoffen wir. Wir treiben Sport und meinen die geschmeidige Beweglichkeit käme damit zurück in die mit Säurekristallen angereicherten Gelenke. Wir fangen an zu vermeiden. Wir vermeiden die Person, wir vermeiden Orte, wir nehmen Abstand von allem, das uns ärgerlich, traurig oder ängstlich macht. Nie mehr wieder in so eine Lage kommen, meinen wir damit hervorzurufen.Was ist, wenn all diese Strategien reine Illusion gewesen sind und zu einem anderen Zeitpunkt uns all die oben genannten Themen wieder begegnen? Dann eliminieren wir wieder, wie wir es zuvor schon einmal vermeintlich erfolgreich praktiziert haben. Wir meinen im Rückblick damals erfolgreich gewesen zu sein. Ich stelle das in Frage. Wären die damaligen Trennungen und Verurteilungen tatsächlich hilfreich gewesen unseren Schmerz zu heilen, wieso begegnet er uns Jahre später schon wieder? Ich sage, weil es keine Heilung gegeben hatte. Grund sind die genannten Bewältigungsstrategien sind Schein-Lösungen. Es gibt eine scheinbare Heilung.So gelange ich zum Klavier. Was wäre, wenn unser Körper ein Klavier wäre? Wir spielen die ganze Palette der Tasten und sind glücklich und zufrieden. Dann kommt der Tag, an dem der erste Misston auftritt. Wir spielen weiter und denken es wäre eine Einbildung gewesen. Das war es leider nicht gewesen. Der Misston wird mit jedem Anschlag dieser einen Taste neu ausgelöst. Das Lied ist eine Belastung für die zuhörenden Ohren.Wir können jetzt so tun als ob wir trotzdem das Klavier noch nutzen können. Wir spielen Stücke, und nehmen einen anderen Ton oder wir spielen nur noch Stücke, in denen diese Taste gar nicht gebraucht wird. So gehen wir mit unseren traumatischen Schmerzen um. Aus dem Weg gehen, den Schwerpunkt auf etwas anderes legen. Für eine gewissen Zeit geht das auch gut. Wir meinen mit der Einschränkung leben zu können. Das gelingt uns recht gut, weil wir uns an den fehlenden Ton gewöhnt haben. Und dann passiert etwas Unvorhergesehenes. Ein völlig neues Lied kommt zu uns. Voller Freude sind wir hochkonzentriert auf die richtige Spielweise und haben die verstimmte Taste vergessen. Oh weh. Sie klingt schräg. Wir haben es jetzt ganz genau gehört. Wir stecken in einem Dilemma. Denn die vorherigen Strategien von einer anderen Taste mit einem ähnlichen Ton klingen hier nicht. Es braucht den Ton dieser Taste.Nach den eingangs erwähnten Vorgehensweisen gibt es jetzt die Option: Wir trennen uns vom Klavier. Mit unserem Körper gehen wir so um. Mit unseren Mitmenschen ebenso. Die Lösung scheint perfekt. Sie ist ein Schein, denn der Spass daran Klavier zu spielen ist somit vorbei.Jetzt braucht es neue Überlegungen. Wie soll es weiter gehen?

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Verführungen

Zu manchen Zeiten im Leben fühlen wir uns einsam. Vielleicht sogar verlassen. Von allen anderen. Von uns selbst? Es sind die Zeiten des Winters. Am liebsten bleiben wir zu Hause, ziehen uns vom Rest der Welt zurück. Draußen bei den Mitmenschen ist es kalt geworden. Wir haben uns unwohl gefühlt. Missverstanden. Abgelehnt in unserem So sein, wie wir uns gegeben hatten.Die Winterphase ist eine karge Zeit. Wir fühlen uns mitunter sogar gottverlassen. Pure Trostlosigkeit existiert in uns. Wir fühlen uns außen vor. Nicht teilhaben dürfen. Nur? An was? Es gibt doch gar nichts mehr, was uns wichtig ist. Uns noch interessiert als diese stille Phase irgendwie zu überstehen. Da wir in diesem Zustand so selbstversunken sind, ist das eine auch gefährliche Phase. Die Verführungen kommen zu uns. Sie erreichen unsere Augen, unsere Ohren unsere Sinne. Wir meinen dieses, was uns dargereicht wird auf einem Tablett, haben zu wollen. Es ist ein innerer Drang in uns, dieses Angebot unbedingt haben zu müssen. Der Geber vermittelt uns, dass dies uns uns so gut täte. Dieser Jemand, eine Frau, ein Mann, eine Werbung, gibt vor, seine Gaben würden uns retten. Es stellt sich hier die Frage: "Warum besteht der Eindruck, dass wir gerettet werden müssten?" Weil wir innen drin auf so eine Errettung von einer Papafigur, einer Mamafigur, hoffen.Das Schicksal ist gnädig mit uns und erfüllt unsere geheimsten Wünsche. In der Winterzeit eine Rettung von außen zu erhoffen als Wunsch gedacht reicht aus, die Verführungen zu uns kommen zu lassen. Der Wunsch öffnet die Türen zu den illusorischen Verlockungen. Es handelt sich um Fallen. Denn hinterher, nach dem Konsum der vermeintlich guten Speisen , Getränke und Gruppen fühlen wir uns schlecht. Wir fühlen, dass wir uns verraten haben. Für das so vermeintlich gute Angebot des anderen uns aus der Eiszeit herauszuholen. Der Verführer ist ja nicht blöd. Er weiß, dass wir straucheln und genau hier knüpft er an. Immer wieder neu vermittelt er uns, dass seine Gaben uns so gut täten. Wir essen zu viel, trinken alkohlisches, rauchen, und gehen zu seltsamen Gruppiergungen hin. Leute, die uns glaubhaft vermitteln, dass ihre Angebote uns helfen täten uns weiterzuentwickeln, Fortschritte zu machen, einer Gemeinschaft anzugehören. Die Zeit des Winters ist eine karge Zeit. Sie kann eine durstige hungrige Zeit sein, in der wir meinen zu verhungern und nur noch auf uns alleine gestellt zu sein. Im natürlichen Ablauf ist das eine wichtige Phase: Einmal nachdenken, Rückschau halten, mal Altes und liegen gebliebenes aufarbeiten, ausbessern und aufräumen. Im Außen. Und: Im Innen von uns. Was brauchen wir wirklich um gut zu leben? Und uns in diesem Prozess nicht stören zu lassen von den Ablenkungen der Fallen. Sie sind zu schön um wahr zu sein. Das haben sie gemeinsam. Wir brauchen von den Sachen dann immer mehr. Nichts stillt unseren tatsächlichen Hunger. Nichts von all dem füllt die Leere auf, die wir in uns empfinden. Die Leere ist ganz wichtig zu erfahren. Uns leer machen innen drin von Wünschen, die nicht zu uns passen, die wir von anderen abgeschaut haben und übernommen hatten. Sie können wieder aussortiert werden und bei den anderen belassen sein. Verführungen, Fallen, manipuliert werden mit den Verlockungen geschieht von alten und uns längst bekannten Menschen, Gruppen, der Familie, Umgebungen, die wir zu gut kennen und dennoch hier wachsam sein müssen. Die Falle geht auf und wie schnell sind wir im alten, dem alt-bekannten Kreislauf gefangen. Da ist nichts mit neuer Runde und Aufstieg mehr drin. Die Chance haben wir uns vertan, weil wir dem, was wir kennen, nachgegeben haben. Vermeintlich zu unserem Wohl. Genau hingesehen zu unserem Schaden. Auch wenn gerade die Durststrecke ist, sie wird vorbei ziehen. Nach jedem Winter kommt der Frühling. Das ist sicher. Und genau so gewiss ist die Frühlingszeit nach dem eigenen Winter der Eiseskälte und des daheim bleibens. Neu erfrischt zeigen wir uns wieder, gehen in die warme Sonne hinaus, gehen wieder auf neue Leute und Bereiche zu. Sie begegnen uns mit neuer Offenheit. Wir erhalten eine riesen Chance. Unserer Ernährung für Körper, Seele und Geist geben wir weiterhin die Aufmerksamkeit, die zu uns passt. Die Verführungen prallten ab. Wir haben erfolgreich widerstanden ihnen auf dem Leim zu gehen. Gestärkt sind wir nun am Beginn der Frühlingsphase mit neuer Seelenkraft, Geisteskraft und Körperkraft für die nächste Runde im großen Zyklus des eigenen Rhythmus und Lebens angekommen.Winterzeit, trübe Zeit. Die tiefe Traurigkeit, die uns zuweilen überfällt.Sommerzeit, fröhliche Zeit. Gemeinsame Zeit verbringen. Diese Phasen gibt es, unabhängig von Jahreszeiten, ganz individuell bei jedem Einzelnen von uns. Das ist nichts außergewöhnliches und falsches. Die trübe Phase ist wie die fröhliche Gestimmtheit ist. Da gibt es keine Bewertung. co Michaela Aust

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