"Ich habe nichts getan"

Ein kleines Erlebnis zur Veranschaulichung, was ich meine.
Vor kurzem war ich wegen meines Handy´s im Computerladen. Es kam ein älterer Herr dazu. Der Verkäufer bat ihn darum, seinen Wunsch zu äußern. Er zeigte sein Handy und sprach davon, dass nichts mehr so war, wie es einmal gewesen war. Und er betonte, dass er nichts getan hatte. Nebenbei erwähnte er seinen Neffen, den er gebeten hatte, den vorherigen Zustand wieder herzustellen, was ihm auch nicht gelang. Darum kam er in das Geschäft und suchte Hilfe. Der Verkäufer grinste vielsagend.

An diesem Punkt mischte ich mich ein und erzählte von mir, dass ich auch früher immer "nichts getan hatte" und mein Computer, "einfach so" sie verstellt hatte.

Mit einer Freundin unterhielt ich ein paar Tage später über das Gleichgewicht von Yin und Yang, von männlich und weiblich. Mir fiel die obige Szene ein. Heute Nacht kam eine Idee zu mir.

"Was wäre, wenn es in unseren Beziehungen ähnlich läuft?

Was wäre, wenn wir auch "nichts getan haben" und danach einiges nicht mehr so stimmt wie vorher?"

Ich erinnerte mich daran, wie es damals gewesen war, als mein Computer "kaputt" war und ich damals oft die Telefon-Hotline anrief, damit sie die Technik wieder zum Laufen brachten. Damals gelang es mit der Unterstützung von Personen, die sich auskannten das "was ich nicht getan hatte" wieder zu reparieren.

Weitere Gedanken folgten:

"Was wäre, wenn es in unseren Beziehungen ähnlich läuft und wir uns auf eine Art verhalten, gesprochen oder reagiert haben und wir diese kleine Nuance vergessen haben?"

Dann bräuchte es eine ähnliche Hotline, die uns hilft, die Beziehung wieder zu reparieren.

Welche schöne Gedanken, mit so viel Potenzial, dachte ich.

Darüber hinaus entdeckte ich, dass es diese kleinen Aktionen sind, die unsere Beziehungen sabotieren und ihnen Steine in den Weg legen. Es sind unsere unbewussten Äußerungen, die die Harmonie stören. Und da wir Menschen sind, und keine Computer oder Handy´s, bleibt es bei dieser Dissonanz. Und daraus erwachsen tiefe Grabenkriege im zwischenmenschlichen. Traurig, oder?

Es kommt sogar noch schlimmer, wenn der andere es anspricht. Daraus entwickeln sich handfeste Streits. Öl wird ins Feuer der Erhitzung der Gemüter gegossen.

Realistisch betrachtet hat der, der nichts getan hat, auch nichts getan. Warum? Weil er eine minimalste Aktion tätigte, manchmal sogar mehrere unbeachtete Worte und, oder Gesten geäußert hat. Er hat dies nicht bemerkt und tatsächlich für Disharmonie gesorgt.

Und nun? 

Ich wünsche mir mehr Bewusstheit dessen, was wir tun, sprechen, wie wir handeln und welche Gestik und Mimik uns eigen ist.

Ich wünsche uns Achtsamkeit im Miteinander. Kleines kann große Wunden entstehen lassen, die dann bei uns Menschen bleiben und nicht repariert werden wie bei einem technischen Gerät.
Ich wünsche mir, zuzuhören, wenn unser Partner, unser Kollege, eine andere Person, uns auf etwas aufmerksam macht, das wir nicht wissen und auch nicht erinnern getan zu haben.

Wer weiß denn schon wirklich, was in der Realität genau geschehen ist?

In diesem Fall, keiner.

Fazit:
Entstandene Beziehungsschäden durch unbemerkte Aktionen, von denen wir nichts wissen, können mit Achtsamkeit und Wertschätzung wieder repariert werden. Werden sie so gelassen, wie sie sind, entsteht ein richtig großer Schaden und dieser hat eine immense Zerstörungskraft für das Miteinander.

Was ist dir wichtig?

Bist du dir wichtig?

Ist der andere dir wichtig?

Dann bitte ich dich zuzuhören, dir selbst und dem anderen. 

Und ich bitte dich darum darüber nachzudenken, ob es vielleicht gerade Hilfe von außen braucht, die harmonische Verbindung wieder herzustellen.

Seltsam: 
Bei technischen Geräten, bei Dingen, holen sich die Menschen Hilfe. 
Bei Beziehungsthemen geschieht es nur selten, um fachliche Unterstützung zu bitten, den Defekt zu beseitigen.

Ich wünsche mir die gleiche Aufmerksamkeit für unser Miteinander. 
Unser inneres Gleichgewicht hängt davon ab. 
co Michaela Aust