
Opfersein als Seinszustand.
Es war einmal ein Land. Es war sehr nahe. Dort lebte das Opfersein. Dort herrschte Unzufriedenheit, Gewalt, Missbrauch, Misshandlung und Respektlosigkeit. Unzufrieden fristete das Opfersein dahin. In dem Land lebten noch weitere Personen. Vom Tätersein hatten alle Anwohner Angst. Von ihm verbreitete sich Angst und Schrecken. Er war gefürchtet. Abstand zu ihm wurde gehalten. Leider gelang dies nicht so gut und Opfersein und Tätersein begegneten sich häufig. Es war ein kleines Land, in dem das Opfersein wohnte.
Manchmal kam das Helfersein zu Besuch. Freudig blickte das Opfersein zu ihm auf. Unausgesprochen war die innere Bitte: "Bitte, hilf mir." Manchmal kam das Helfersein dieser unsichtbaren Bitte nach. Dann wieder bot es Hilfe an, die das Opfersein ablehnte. Es fühlte sich bevormundet. Helfersein ging weg.
Später traf Opfersein das Rettersein. Ach wie es sich freute. Endlich hatte sie jemanden getroffen, der es tatsächlich gut mit ihm meinte. Ja, so dachte Opfersein. Es fühlte sich wohl in der Anwesenheit neben dem Rettersein. Diese Person war eine, die bewundert wurde. Sie wurde vom Opfersein geschätzt. Zu ihr schaute sie auf. Dass sie, so ganz nebenbei, von ihr in ihre Angelegenheiten verwickelt wurde, bemerkte Opfersein zwar, aber es war ihr egal. Sie nahm es hin und blendete die Übergriffe des Retterseins aus. Viel zu sehr sehnte es sich nach den Lösungsangeboten des Retterseins.
Das Opfersein wollte nicht bemerken, dass das Rettersein ihm schadete und erneut weh tat. Es entwickelte sich daraus eine ambivalente Beziehung von Anziehung und Ablehnnung. Das Opfersein konnte dem Rettersein nicht sagen, dass es keinen Kontakt mehr wünschte. Viel zu hohe Hoffnungen hatte es mit ihm verknüpft. Diese innere Illusion von ihm, führte zu neuen Verletzungen in seiner Seele.
In dem Land wohnten die unbeteiligten Zeugen. Sie wurden immer wieder von sen Szenarien des Opferseins in die Tragödien hineingezogen. Dies geschah indirekt.
Weitere Anwohner waren die beteiligten Zeugen. Dies waren Personen, die ihren eigenen Belangen nachgingen. Sie hatten Funktionen in dem Land. Sie waren in Institutionen und Ämtern eingebunden. Es waren Leute, die eine Führungsposition inne hatten. Sie wurden aktiv vom Opfersein in seine Anliegen eingebunden. Ihnen vermittelte Opfersein glaubwürdig, wie schlecht es ihm ging. Sie überzeugten die beteiligten Zeugen, die sich als loyal gegenüber allen Anwohnern ausgaben. Sie waren Manipulierte des Opferseins geworden, weil sie direkt erlebten und sahen, wie schlecht es Opfersein ging. Da ging ihr Herz auf und beide verbündeten sich gegen die bösen Täterseins.
Danach brachen richtig große Katastrophen aus. In der Gegenwart der unbeteiligten Zeugen verwandelte sich das Opfersein zum Tätersein. Beide verbündeten sich gegen die Täterseins in dem Land. Sie machten ihm das Leben schwer. Das Tätersein hatte schlechte Karten sich zu äußern. Die Verbindung von Opfersein mit dem beteiligten Zeugen machte aus dem Tätersein ein Opfer. Das bemerkte nur keiner. Es war doch zu sehen, wem es hier schlecht ging. Es war doch zu hören, wer hier laut schrie und sich verteidigte.
Welch eine verdrehte Welt in dem Land, in dem Opfersein es sich gemütlich häuslich eingerichtet hatte. Schau genauer hin. Das Opfersein fühlte sich unwohl wohl in seinen Inszenierungen. Sie dienten alle dazu seinen Schmerz zu lindern. So dachte es. Dass es in Wahrheit seine eigenen Wunden mit den Manipulierungen verursachte, sah es nicht. Gespürt wurden sie. Bei allen Menschentypen, die in dem Land wohnten. Darum konnten sich auch so glaubwürdig vermitteln, wie schlecht es ihnen ging.
Eines Tages kam ein Fremder zu Besuch. Es war ein Reisender aus einem ferne gelegenen Land. Er war auf dem Weg in den Norden. Er wollte einen Zwischenstopp machen, um sich ein wenig zu erholen von den Strapazen des Reisens. Als er ankam, war er müde gewesen. Am nächsten Tag bemerkte er, dass er sich nicht wohlfühlte und verließ schleunigst dieses betrübte und mit Zorn und Ärger aufgeladene Land.
Manche Anwohner bemerkten seinen kurzen Aufenthalt. Sie packten ihre Koffer und verließen Haus und Hof. Sie hatten bemerkt, dass der Reisende eine Atmosphäre von Geborgenheit und geliebt sein bei sich trug. Dieses fühlte sich so gut und schön an. Leicht und hell. Nicht so schwer, düster und kontrolliert, wie sie es ständig erlebten. Der Ruf der neuen Freiheit hatte sie erfasst.
Draußen fanden sie in der Ferne ein Land, in dem die Menschen lachten und sich aus sich heraus freuten. Sie strahlten von innen heraus und lächelten im Vorbeigehen miteinander. Hier gab es viel zu lernen. Die Mutigen öffneten sich diesem Gefühl von wohligem Angenommensein werden wie sie waren. Sie konnten so sein, wie sie waren. Auf magische Weise heilten ihre Wunden. All die Schwere, all die inneren Schmerzen durch Misstrauen und Kontrolle, hatten sie verlassen. Ach, war es hier schön. Hier lebten die Mutigen, die das neue Land gefunden hatten, glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.
Im ersten Land lebten die Bewohner bis an ihr Lebensende unglücklich und unzufrieden, bekämpften sich weiterhin und wollten als Sieger der Inszenierungen herausgestellt sein.
Wo möchtest du leben?
Wohin zieht es dich?
Du hast die Wahl.
Auch wenn du meinst, sie nicht zu haben.
Im erstgenannten Opferland erzählen die Bewohner immer wieder die alten Geschichten.
In Glücksstadt in der Ferne pflegen die Bewohner das Miteinander und glücklich sein. Achtsam gehen die Bewohner miteinander um.
Unterscheide Opfer vom Opfersein.
Opfer werden Menschen in einer akuten Notlage. Sie erleben sich darin bewusst und gerade in widrigen Umständen.
Das Opfersein leidet chronisch. Unbewusst inszeniert die innere Wunde, aus einer lange vergangenen Zeit, akute Verletzungen. Das chronisch gewordene Leiden inszeniert das Leben voller Kriege, Hass, Streit und Misstrauen. Missgunst, Neid, Verteidigung hinter dicken unsichtbaren Schutzhüllen ist normal. Jeder kann heimlich beobachtet werden. Der offene Kontakt wird vermieden. Das Opfersein hängt in einer endlosen Schleife fest.
Du hast die Qual der Wahl. Auch wenn du es nicht so denkst.
Ich wünsche dir
Ja zu sagen zu allen Personen in der obigen ersten Geschichte. Sie wohnen alle in dir. Einmal bist du Opfer, dann wieder Täter, Helfer, Retter, beteiligter und unbeteiligter Zeuge. Die Abfolge der Rollen sind von außen beobachtbar. Von innen werden sie nicht bemerkt. Das geht auch nicht, weil das Opfersein davon überzeugt ist im Recht zu handeln. Es hat sich zum Richter, Kläger ernannt und verurteilt nach seinem Ermessen die, die es für die Täter hält. Aus seiner Sicht ist es im Recht. Was andere sagen, wird weggehört, wenn es sich von seinem Empfinden unterscheidet.
Auf diese Weise wird das Übel der ursprünglichen unsichtbaren Wunde immer schlimmer. Der Schmerz wütet und tobt in dir.
Was hilft tatsächlich?
Ja zu sagen.
Es für möglich zu halten, Täter zu sein, auch wenn du dich so nicht erlebst.
So tun als ob du ein Täter bist und dich dann beobachten, was dann passiert.
Du kannst sogar absichtlich in die Rolle des Täters schlüpfen und dich beobachten, und die Reaktionen deines Umfeldes.
Es ist hier hilfreich dir der unsichtbaren Mechanismen aller Rollen in dir bewusst zu werden. Mit Scham. Ohne Schuldzuweisungen. Die Scham wieder fühlen wollen bringt dich hier auch weiter. Leider hat sich die einstige Demütigung sogar vor uns selbst versteckt. Keiner soll merken, dass wir unsicher sind, dass wir im tiefsten Kern getroffen wurden von Äußerungen, Angst haben und uns abgrundtief schämen. Jeder soll denken, wie stark wir sind, trotz der Angriffe.
Dies ist der Weg der Sackgasse.
Du hast die Wahl die Sackgasse zu verlassen.
Es liegt in deiner Entscheidung.
Die Rollen in Opferland sind vorgegeben.
Täter sein
Opfer sein
Helfer sein
Retter sein
Zum beteiligt gemachten Zeugen sein
unbeteiligte Zeuge sein
Drama
Tragödie
Manipulation sein
Verfolger sein
Zum Täter gemacht sein
Zum Opfer gemacht sein
Zum Helfer gemacht sein
Zum Retter gemacht sein
manipuliert werden sein
verfolgt sein
Richter
Kläger
verurteilt
Rechthaber
Die Bewohner in Glückstadt haben kultiviert:
Wahrhaftigkeit
Glaubwürdig sein
reden, sprechen = handeln
im Dienst sein - dienen
zum Wohle der gesamten Gemeinschaft
dem eigenen Spürsinn vertrauen
Perspektivenwechsel ist möglich
Berufung folgen und Bestimmung erfüllen
Vorbildfunktion, Verantwortung tragen.
co Michaela Aust
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