
Die Ur-Scham vor dem Vater
Ich gehe zurück in den Garten Eden. Er war einst als das Paradies bekannt. Das Wort Paradies erinnert mich gerade an die christlichen Angaben, dass wir am Ende unserer Tage nicht ins Paradies zurück kehren können, sofern wir die Bedingungen nicht erfüllt haben. Wir landen in der Hölle oder im ewigen Fegefeuer. Das ist eine furchtbare Vorstellung. Dabei kann es auch ganz neu sein.
Es wurde uns eingeredet, dass wir nicht mehr zurück können ins Paradies. Also können wir uns besinnen den Weg dorthin zurückzugehen. Lange war dieser schöne Garten verweist. Bei unserer Rückkehr werden wir viel Wildwuchs feststellen. Also ist die erste Aufgabe den Wildwuchs zu beseitigen. Es braucht eine neue Ordnung in dem ganzen Chaos, damit unser Garten wieder schön ist. Es macht einen Unterschied einen verwahrlosten Garten zu haben oder einen, der gepflegt ist und in dem alle möglichen Pflanzenarten wachsen dürfen.
Also lade ich dich ein, dich auf den Weg zu diesem ursprünglichen Garten zu machen. Was ist dort gewuchert?
Scham. Schuld. Leiden. Verrat. Misstrauen.
Ich war es nicht, es war die Schlange, es war Eva. Ich kann nichts dafür. Ausreden
Nicht gesehen werden wollen. Unentdeckt bleiben und doch gefunden werden.
Lügen.
All diese Früchte der Verleugnung haben unseren inneren Garten zu einem Ort der Hässlichkeit gemacht. Wir können dies ändern!
Wir können zurück kehren an den Ort, der uns an unsere Ur-Scham, an unsere Ur-Unschuldigkeit, an unsere Lügen, erinnert. Dort haben wir uns bis heute hinter den großen Blättern des Feigenbaumes versteckt. Na ja, ganz passten wir nie darunter. Denn wir wurden auch sogleich vom Vater entdeckt. Unser Vater im Garten ist Gott. Damals, bevor wir ihn verließen, hat er uns gut beschützt gehabt. Wir hatten reichlich zu Essen und zu trinken. Wir waren in Harmonie mit allem, das es dort gab. Auch mit unserem Vater. bis es sich änderte.
Wie kam es dazu, dass wir uns vor unserem Vater versteckten? Wir hatten die Früchte vom Baum der Weisheit gegessen. Wir hatten die Anweisung missachtet, nur die Früchte des zweiten Baumes zu nehmen. Wir wollten mehr haben. Wir wollten das haben, was wir verboten bekommen hatten. Wer hatte es uns verboten? Der Vater. Gott selbst höchstpersönlich war es gewesen.
Und dann kamen wir zu dem Baum und er sprach mit uns. Die Stimme wurde in Form der Schlange dargestellt. Sie versprach uns, dass uns nichts passieren würde, wenn wir die Früchte der Weisheit essen würden. Wir glaubten ihr und aßen sie genüsslich. Oh weh. Der Appetit verging uns sogleich, als wir die Stimme unseres Vaters hörten. Wir versuchten uns zu verstecken. Wir sahen uns plötzlich als nackt an. Wir sahen, dass es zwei verschiedene Körper gab. Den Körper einer Frau und den Körper eines Mannes. Zuvor war uns dies nicht aufgefallen. Es war unwichtig gewesen.
Die uns voneinander unterscheidenden Körperstellen bedeckten wir mit Blättern des Feigenbaumes. Wir schämten uns und wir fühlten uns schuldig. Durch das Essen der Früchte der Weisheit erlangten wir die Bewusstheit unserer Geschlechtlichkeit. Sie ist bis heute mit Scham bedeckt. Wir fühlen uns als Mann, als Frau, nicht richtig. Jetzt frage ich mich: Was wäre, wenn wir damals eine weitere Frucht der Weisheit gekostet hätten? Welche Bewusstheit hätte uns dann erreicht? Wir wissen es nicht.
Der Feigenbaum erinnert mich gerade an Buddha, der unter diesem Baum erleuchtet wurde. Buddha lebte vor Jesus und bevor die Bibel geschrieben wurde. Ob es da einen Zusammenhang gibt? Hierüber nachzudenken überlasse ich jedem Leser.
Ich komme zurück zum Paradiesgarten. Als der Vater sah, was geschehen war, verbannte er sie aus dem Garten. Die ersten Menschen wurden bestraft. So ist es auch heute noch. Menschen tun Dinge, entgegen den Vorgaben und wundern sich, dass sie hinterher bestraft werden. Dabei gäbe es eine Möglichkeit, die in der Ur-Geschichte nicht enthalten ist: Wir können mit dem Vater sprechen. Wir können das Gespräch suchen. Die Angst vor ihm ist so immens in uns enthalten, dass sie das freie Denken blockiert.
Es gilt die Angst in uns zu entdecken, sie wahrhaben zu wollen, dass wir immer noch Angst haben vor dem Vater, vor Gott. Braucht es das? Müssen wir wirklich immer noch Angst haben entdeckt zu werden, weil wir etwas Verbotenes getan haben? Müssen wir uns unser ganzes Leben schuldig fühlen und die Schuld weiter geben an unsere Kinder und denen damit ihr Leben auch schwer zu machen? Ich entdecke hier eine Rollenumkehr: Die heutigen Menschen haben gelernt zu bestrafen, und haben Kinder gemacht, die sich schämen und sich schuldig fühlen. Welch eine traurige Grundlage hat diese christliche Bibelgeschichte? Welch ein noch traurigeres Leben ist darauf aufgebaut?
Wir können wieder zurück gehen in den Garten des Paradieses. Wir können dort unseren Vater aufsuchen und ein Gespräch führen. Dieses Gespräch war lange fällig gewesen.
Wir können den Wildwuchs von Scham und Schuld und Lügen in uns beseitigen, damit wieder die Schönheit und das Gleichgewicht hergestellt wird. Damit wieder die Blumen blühen und die Früchte aller Bäume geerntet werden können. Hast du dir schon einmal überlegt: Welcher Vater ist es, der seinen Kindern Nahrung verbietet und das Leben in einer schönen Umgebung von Frieden und Glückseligkeit? Das würde bedeuten, dass die Weisheitsfrüchte verderben müssen, weil sie keiner isst. Grausam, oder?
Als nächstes möchte ich den Blick auf deinen realen Vater lenken.
Hattest du Angst vor ihm gehabt?
Hast du dich vor ihm, wegen ihm, geschämt und bist ihm aus dem Weg gegangen?
Um nie mehr bestraft zu werden? Um dich nie mehr schuldig zu fühlen?
All das hat leider nichts geholfen, denn seitdem du den Vater, auch Vater Gott, verlassen hattest, ging er dir schlecht. Du bist vom guten Weg abgekommen gewesen und hattest dich selbst nie mehr getraut von dir aus zurückzukehren. Du kannst dies jetzt tun! Mutig, entschlossen und voller Schwung zurück gehen ins Paradies von Glück, ausreichend Nahrung und mit allem versorgt sein, das du brauchst.
Bist du ein Mann gibt es noch einen weiteren Punkt zum Nachdenken.
Könnte es sein, dass du als Mann, als Ehemann, als Familienvater dir ausgeschlossen vorkommst?
Dass du dich selbst ausschließt?
Und so nebenbei deine Frau und deine Kinder vernachlässigst?
Was ist aus ihnen (nur) geworden? Fragst du dich das manchmal?
Bekommst du dann auch noch die Vorwürfe deiner Frau zu hören?
Dann lade ich dich ein, wieder zurück zu kehren in den Paradiesgarten.
Ich schlage dir vor, dich mit deinem Vater Gott zu versöhnen.
Sprich mit ihm. Sprecht auch aus.
Alle Früchte können gegessen werden. Das gilt auch für die Früchte der Weisheit. Weise sein ist eine hohe Gabe für diejenigen, die den Mut haben den Ur-Garten neu zu beleben.
Wie geht das?
Du kannst dir den Rückweg imaginativ vorstellen.
Du kannst eine schamanische Reise mit mir zurück gehen. Dann bist du nicht alleine und bist von mir begleitet.
Eure Michaela Aust
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