Unterliegt der Schamane und spirtuelle Heiler der Schweigepflicht?
Ja, natürlich.
So sollte man es meinen. Leider zeigte sich mir die Realität in all den Jahren von einer anderen Seite. Davon möchte ich nachfolgend erzählen.
Die Verletzung der Schweigepflicht begann mit den Familienaufstellungen, damals.
Das ist lange her. Familienstellen wurde Mitte des ersten Jahrzehntes des neuen Jahrtausend´s Mode. Jeder, der es sich zutraute, begann diese Lösungsmöglichkeit familiärer Dissonanzen anzubieten. Später dann gab es diverse Schulen und Therapeuten, die dies als Ausbildung in systemischer Therapie anboten. So ist dem heute noch.
Viele Jahre machte ich einen Bogen um solcherleit Angebote. Zu sehr wurden dort Grenzen überschritten mit der Folge dass es Teilnehmern nachher schlechter ging als vorher. Das war dann auch so ungefähr der Zeitpunkt, zu dem die Welle von Traumatherapien losging. So langsam entwickelte sich in diesen fast 20 Jahren eine Strömung, die gute und schlechte Wirkungen erzeugte.
Ich möchte zurück kommen zur Schweigepflicht. Ist diese in solchen Gruppenangeboten gewährt?
In meinem Erleben und dessen, was ich erfahren habe, leider nein. Sie wird nicht praktiziert und angewandt, leider.
Ich bin wieder bei mir und meiner Feinfühligkeit angekommen.
Das hat dann natürlich auch Folgen. Eine Folge ist es wieder die Gedanken zuzulassen, dass da was nicht stimmt. Was ist es? Das ist dann die Frage, die erst herausgefunden sein will. Für mich fühlt es sich komisch an, so ein Nebengefühl, das zu dem Guten dazu in mir erscheint, ist es.
Früher habe ich dies weggedrängt.
Mir war das dabei sein, nicht alleine zu sein, wichtiger als die Grenzverletzungen, die es in der Gruppe mit vielen Menschen gab. Ich schaute großzügig darüber hinweg, wenn erwähnt wurde, dass ich doch erst vor kurzem wieder beim Gruppenleiter zum Einzelsetting gewesen war. Ich versuchte zu ignorieren, wenn die Leitung mich hervorhob und davon erzählte, wie lange ich schon die privaten Settings besuchte.
Eines gab es bei all den unterschiedlichen Gruppenangeboten aus der spirituellen Ecke immer wieder neu augelegt:
Es gab dort zweierlei Reden und zweierlei Fühlen. Schöne Worte verletzten. Die Glaubwürdigkeit wurde mit dem Aufzählen von Berufserfahrung aufgewertet. Und dazwischen wurden die privaten Begegnungen erwähnt, ganz selbstverständlich. Manchmal wurde auch die Zeit genannt, wie lange ich schon zu den Gruppenangeboten kam. Ich nahm es hin.
Gleichzeitig öffnete ich meinen Schutzraum.
Es gab keine Grenzen mehr bei mir. Entsprechend grenzenlos und grenzverletzend wurde ich zu anderen Teilnehmern. Ich bemerkte es und sah drüber hinweg. Damals war es so wichtig dabei sein zu dürfen, dazu zu gehören. Das gesehen werden einerseits war Balsam für meine Seele. So redete ich es mir ein. Die Misstöne dazischen klammerte ich aus, Ich wollte sie nicht hören. Mit kritischen Stimmen von außen ging ich ebenso vor und verteidigte dieses Gruppenangebot.
Der Preis ist hoch, denn du bei solchen Angeboten zahlst.
Er wird sich langsam aufbauen. Was du zuerst erfolgreich innerlich beiseite schiebst, macht sich indirekt Luft. Du wirst selbst ein Täter. Täter ist in diesem Zusammenhang wichtig zu nennen. Denn ein Täter verletzt. Ein Täter nimmt den Mund zu voll und erzählt zu viel. Ein Täter bricht das Schweigen dort, wo es unangebracht ist. Ein Täter macht sich Abhängige. Abhängige Bewunderer, die dafür da sind, sein Selbstwerterleben zu stärken. Das geschieht durch die Opfer, die ihn anhimmeln und von ihm schwärmen. Gruppenleiter, die persönlliches ausplaudern, sind sie Täter? Darf ich das so krass ausdrücken? Bei genauer Betrachtung: Ja. Ja, das ist ein Täter, der seine Position nutzt Opfer zu machen, an denen er dann in privaten Sitzungen verdient. Traurig, oder?
Dieser Beitrag mag für manche Naturen zu hitzigen Verteidigungsaktivitäten animieren.
Warum? Das möchte ich hier nachfragen. Warum verteidigst du die Verletzung der Schweigepflicht und beschönigst das verbale Ausplaudern vom Patienten- bzw.- Klientengeheimnis?
Es gibt noch viel zu viel Gewalt und Missbrauch, viel zu viel Eigenverrat in den therapeutischen Settings zwischen Gruppenleitung und Gruppenteilnehmern. Bist du mitten drin und hast dich gut angepasst, also untergeordnet?
Ein Merkmal hier ist, dass im Raum steht, hier nicht dagegen aufzubegehren.
Es scheint dann eine Bombe loszugehen. Vielleicht handelt es sich in Wahrheit um ein eigenes zutiefst entwürdigendes Erleben, das dir im Aufwachsen, im späteren Erwachsenenleben, angetan worden war. Du hast gesprochen und dann bekamst die Bestrafung. Die Angst steckt noch in allen Gliedern.
Ich kenne diese Angst und ich mache aufmerksam auf die Gewalt und den Missbrauch, wie subtil er sich sogar offen zeigt. Schöne Worte tun so gut. Das, was in diesen Angeboten als Nebeneffekt passiert, schadet dir mehr, als du ahnst.
Pass bitte gut auf dich und dein eigenes Spüren auf.
Du hörst die Falschheit, du siehst sie, du spürst die Zweideutigkeit.
Wie solll in so einem Kontext Heilung stattfinden?
Man kann sich das ja austräumen und in seiner Verblendung sich dem vermeintlich Schönen und vermeintlich so hilfreichen, was es durchaus auch ist, hingeben.
Bedenke bitte:
Zweierlei Wahrnehmung produziert auch zweierlei Wirkung. Eine gute und eine schlechte. Du bekommst in den Gruppenangeboten, in denen es mit der Schweigepflicht nicht so ernst genommen wird, zweierlei mit nach Hause. Willst du das so haben? Ich lade dich ein, darüber nachzudenken und einmal zu schauen, wie das bei dir so ist und war.
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