Die Macht der schönen Worte

Veröffentlicht am 6. Oktober 2024 um 16:50

Wir lechzen geradezu nach den schönen Worten, nach einem freundlichen Blick. Wir spüren leichtes Unbehagen in uns. Wir drängen es beiseite.

Es kann nicht sein, was dieser Impuls, dieses Spüren, uns mitteilen will. Diese Person ist mir doch wohlgesonnen. Das sagt sie doch auch.

Und wieder wird das leise Misstrauen, dieses Mal erfolgreich, auf stumm gestellt. Unsere ur-eigene innere Warnstimme, dass da was nicht stimmt, schweigt von jetzt an. Sie gehörte zu unserem Warnsystem. Sie wollte uns vor genau solchen "zurckersüssen" Menschen schützen. Das innere Stimm´lein wollte, dass wir weggehen, Abstand nehmen, weil hier eine Gefahr lauert.

Unser inneres Spüren geschieht aus einem gesunden inneren Anteil heraus. Dieser Anteil ist gesund geblieben. Über die Jahre von Erziehung und Konditionierung ist er heil geblieben. Er ist jedoch mitunter sehr klein geworden.

Sie, diese Menschen, haben unsere Grenzen überschritten. Sie haben uns eingeredet, was gut für uns wäre. Da wir von diesen Personen einst abhängig gewesen waren, haben wir uns angepasst in ihre fremden Systeme.

Wir haben verlernt unsere gesunde innere Stimme zu hören. Hören wir ihr dann doch mal zu, ist der Sog der schönen Worte stark, zu stark, um uns umzudrehen und wegzugehen.

Diese freundlich wirkenden Menschen erinnern uns. Sie klingen in uns noch nach. Wir denken über sie und ihr Angebot nach. Viele Gedanken kreisen um sie. Zu viele.

Das Ergebnis dieser hohen Konzentriertheit auf die Verführung ist, dass wir mehr davon haben wollen und dem Angebot der Überfreundlichkeit zustimmen. Was dann passiert ist leider schon bekannt: Wir werden kritisiert. Wir fühlen uns falsch. Wir fühlen uns abgewertet. Wir fühlen uns als Person nicht wirklich gesehen. Daraufhin folgt eine Lähmung, eine Handlungslähmung. Und wiederum danach gehen wir entweder weg. Oder wir passen uns der fremden Meinung an, und richten uns neu aus, auf das was dieser Mensch für gut und richtig empfindet. Passt das nicht zu uns, fühlen wir uns betrogen.

Wir wurden betrogen, das ist richtig. Und zwar haben wir uns selbst betrogen, weil wir der kleinen und leisen Stimme in uns untreu wurden, sie ignorierten und uns auf die Verführung, des vermeintlich Guten für uns, einließen.

Unser gesundes Ich mag noch so winzig klein geworden sein. Je kleiner es ist, desto leiser und zaghafter ist sein Rufen. Es weiß, wer für uns gut ist, welche Menschen, welche Umgebungen und welche Handlungen das sind. Lernen wir wieder darauf zu hören und unserer Stimme zu folgen.

Wir sind wieder selbstbestimmt bei uns. Unser Empfinden von "ich bin wertvoll" wird in wahrhaftig uns wohlgesonnenen Umgebungen und Personen gestärkt. Dort dürfen wir sein, wie wir sind. Dort müssen wir keine Bedingungen erfüllen. Dort wird der Abstand gewahrt. Dort wird anerkannt, womit wir uns identifizieren und dürfen das leben und sein.

Die Stimmen der "Verführungen" bringen uns neue "Prügel" und "Schmerzen". Es sind seelische Wunden. Schöne Worte, eine Dissonanz von Gesagtem, Lächeln und sonstiger Körpersprache macht uns innen drin wachsam. Folgen wir unserem Warnsystem. Es hat ein Ziel: Uns zu schützen, vor erneuten seelischen Verletzungen. Nehmen wir uns so wichtig, wie es uns gemäß ist.

Ich erlaube es mir, dass es mir gut geht.
Ich erlaube es mir, meiner eigenen inneren Stimme zuzuhören.
Ich erlaube es mir, meiner eigenen Stimme zu folgen.


Ich erlaube es mir, auf mein Warnsystem zu hören.
Ich erlaube mir den Abstand zu nehmen, der mir gut tut.

Ich erlaube mir die Nähe zuzulassen, die meine Bedürfnisse würdigt.
Ich erlaube mir Selbstbestimmtheit.
Ich erlaube mir wertschätzende Menschen um mich herum zu haben.

Ich erlaube mir mich vor einer Gefahr zu schützen und wegzugehen, auch wenn das in manchen Momenten akuter Verführtheit sehr schwer ist.
Ich erlaube mir mein Warnsystem ernst zu nehmen, zu respektieren und mich gut um mich zu kümmern.
co Mia Michaela Aust, 20. Oktober 2020

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