
Übergriffig - übergreifen - über etwas hinweg greifen.
Übergriffig sein bedeutet Grenzen zu missachten: Meine eigenen. Deine. Unsere. Eure. Es können sowohl persönliche Grenzen missachtet werden, wie auch die einer Gruppe und Gemeinschaft. Das geschieht willkürlich bewusst aus einem Rebellionstrieb heraus. Es "passiert" unbewusst, aus einem Missionsdrang und großer Euphorie heraus.
Wir wollen etwas bewirken. Wir wollen das teilen, was uns so gut tut und dem anderen das sozusagen schenken. Allen gemeinsam ist das heimliche Vorgehen. Es wird hinten herum wird agiert. Es geht um die wohlgemeinten Taten einem anderen Gutes zu tun. Bei dem Wort übergriffig fallen uns zuerst die sexuelle Übergriffe ein, und die tätlichen Übergriffe von Gewalt.Darüber worde schon genug geschrieben. Mir geht es um die alltäglichen Grenzverletzungen unseres persönlichen Raumes durch unbekannte Übergriffigkeit.
Wir alle haben einen persönlichen Raum. Dieser liegt in etwa in der Weite des Feldes, wenn wir unsere Arme seitlich und nach vorne hin ausstrecken. Bei mir sind das cirka 70 cm. Dieser persönliche Raum variiert nach Armlänge. Wir können uns jetzt kurz mal hinstellen, die Arme nach seitlich außen nehmen und sie um uns herum bewegen. Mit geschlossenen Augen lässt sich dieser persönliche Raum sehr gut wahrnehmen. Wir bekommen ein Gespür von unserem tatsächlichen Raum, den wir einnehmen. Denke ich weiter darüber nach, fällt mir auf, dass dieser Raum sehr weit ist. Hierin fühlen wir uns sicher.
Das ist, solange kein anderes Lebewesen diesen persönlichen Schutzraum betritt. In Gruppen und Menschenansammlungen klappt es mit dem Abstand halten weniger gut. Wir rücken näher zusammen. Als Ausgleich nahmen wir uns innerlich zurück und gehen innen drin auf Abstand. Nach außen hin können wir dich aneinander gedrängt beieinander stehen, und innen drin sind wir voller Distanz. Wir brauchen diesen inneren Ausgleich, weil wir uns mit dem Überschreiten und Eindringen unseres persönlichen Raumes schnell bedroht fühlen. Das kann mitunter zu gereiztem Verhalten führen, wenn unser persönlicher Raum zu oft verletzt worden war, und wenn er zu oft von Übergriffen beeinträchtigt wurde.
Es geht mir um folgende Übergriffe in den persönlichen Schutzraum:
- um Gebete
- um Energie schicken
- um Fernbehandlungen
- um Wünsche und Bitten
- um Auskünfte von Medien über fremde Personen
- um Magische Anwendungen
- um Schwarzmagische Angriffe wie Vodoo
- um schlecht reden, schimpfen, verfluchen.
"Gott entscheidet, dass Beten, Bitten und Wünschen ankommt."
Das wäre, als wenn Gott unser Bote und Untergebener wäre. Dem ist nicht so. Er hat wichtigeres zu tun.
Bei all diesen Gaben handelt es sich um heimlich zugesandte Geschenke. Sie kommen beim Absender ohne seines Wissens an. Er weiß nichts davon. Deswegen kann der Betroffene noch nicht einmal sagen: "Ich verweigere die Annahme, und schicke das Geschenk zurück." Grund ist, dass es der Absender "gut gemeint" hat.
Die Gründe für sein heimliches Wohltun sind vielerlei:
- Angst vor der Antwort auf die Frage nach Erlaubnis.
- Manipulation eines anderen. Ganz beliebt hier sind Kinder und Partner.
- Hilflosigkeit, wenn es einem anderen schlecht geht und wir trotzdem etwas Gutes tun möchten.
- Wir haben gerade etwas Neues kennengelernt und wollen so viel Menschen wie möglich daran teilhaben lassen. Beliebt sind hier Energie schicken und beten.
- Rache. Schwarzmagische Angriffe, Flüche, Ver-Wünsch-ungen (sie gehören zu den Wünschen, denn Wünsche konnen positiv wie negativ formuliert sein) sollen dazu dienen den eigenen Ärger wieder loszuwerden.
Wir meinen ihn mit diesen Methoden dem anderen zurückgeben zu können, etwas schlimmer bei Rache, als wir es abbekommen haben. Diese Übergriffigkeiten werden gerne von verlassenen Partnern angewandt. Es trifft Nachbarn und Kollegen, die eine andere Meinung und Lebenseinstellung haben, die verbal aggressiv sind und wir uns ihnen gegenüber ohnmächtig fühlen.
Mit allen oben angeführten Übergriffgebieten fühlen wir uns - wieder - mächtig. Wir können etwas tun, sind also handlungsfähig. Ohne die heimlich angewandten "Beschenkungen" fühlen wir uns machtlos, ohnmächtig, ausgeliefert, hilflos. Und alleine.
Übergriffiges Agieren dringt in den persönlichen Raum eines anderen ein. Was ich jetzt schreibe, das ist schwerer Tobak. Denn es gibt ein Wort, das hier greift: Täter. Oh weioweia. "Ich bin niemals ein Täter, nur weil ich ... Das ist doch Göttliche Energie. Zudem wissen die Engel und himmlischen Geschöpfe schon, ob das für den andern gut ist oder nicht und es entsprechend durchlassen oder nicht." Es ist trotzdem eine unbekannte unbewusste Täterenergie dabei. Das möchte ich so aussprechen. In uns Menschen hat sich der Täteranteil Masken aufgesetzt. Er hat gelernt sich zu tarnen, hinter "ach so wohlgemeinten Taten".
Wir sind Menschen und sehen einzig unseren Gesichtspunkt. Schauen zwei Menschen hin, haben wir es mit zwei Sichtweisen zu tun. Unsere Sichtweise ist mit Scheuklappen behindert. Diese verdecken unsere Wunden. Genau genommen würde das, was wir meinen anderen Gutes tun zu "müssen" uns selbst gut tun. Nur ist das irgendwie verboten. Oder ist es nicht anerkannt?
Was wir an Schönem gelernt haben? Es gibt zahlreiche Fragen, die jetzt gestellt werden können. Individuell können sie gefunden werden. Es gibt da ein verletztes Ich. Und das hat gelernt, dass es keinen eigenen Schutzraum hat, nicht mehr hat, weil dieser schon in einer sehr frühen Lebensphase überschritten worden war.
Wir spüren unseren eigenen Raum nicht mehr. Und entsprechend gehen wir mit unseren Mitmenschen um. Wir verletzen deren persönlichen Raum, weil wir das so bei uns gelernt haben. Das ist für uns etwas normales. Zu normal. Darum werden wir auch ärgerlich, wenn uns jemand STOPP sagt.
Nein, das will ich nicht haben. Wir können mit diesem Nein nicht umgehen. Wir haben gelernt gehabt, dass unser Nein überhört worden war. Wir haben gelernt, dass unser Nein und Stopp mit Ja beantwortet worden war. Gemäß dieser Programmierung, also Konditionierung, beschenken und beglücken wir andere Menschen. Menschen, die uns wichtig sind. Menschen, die uns böses getan haben.
Lernen wir achtsam zu werden. Übergriffigkeit darf zu Ende sein, darf gewesen sein. Sehen wir hin. Hören wir hin. Das Unbewusste darf bewusst sein.
Eigene heimliche Täterschaft und die Selbstverletzungen wollen gewürdigt sein.
Der Schmerz der Übergriffigkeit, die uns angetan worden war, wie groß ist er?
Durfte er sich schon einmal zeigen?
Es braucht Zuwendung.
Und dann ist es möglich den persönlichen Schutzraum neu zu installieren, zu reinigen von all den "geheimen Gaben". Wir dürfen so glänzen, wie wir tatsächlich sind. Und wer das anders sieht, von den Menschen dürfen wir Abstand halten. Wie sonst soll der Kreislauf der Täterschaft vorbei sein? Authentisch undwahrhaftig zu uns und unserem persönlichen Raum stehen. Wer ist uns selbst hier der Nächste? "ICH." Wer denn sonst!
co Michaela Aust, 8. Oktober 2020
Foto von pixabay
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