Mama

Veröffentlicht am 25. April 2025 um 19:30

Mama ist verboten.

Ganz anders, als du denken magst. Es gibt ein Kind, das sich nach seiner Mama sehnt und ihre Nähe sucht. Der eiskalte Schauer überschüttet das Kind. Die Mama weist den Kontakt ihres Kindes zurück. Damit beschämt sie ihr eigenes Kind, das sie einst in ihrem Leib getragen hat. Es ist aus ihrem Fleisch und Blut entstanden. Das ist die biologische Tatsache. Emotional hält sie ihr Kind auf Abstand. Dies geschieht mit Gesten, Mimik, mit gesprochenen Worten und mit tatsächlicher körperlicher Rückweisung. 

Wie oft kommt dieses Szenario in Mutter-Kind-Bindungen vor? Ich weiß es nicht. 

Vor vielen Jahren dachte ich, diese Kluft zwischen meiner Mama und mir würde eine "unterbrochene Hinbewegung" als Grund haben. Dies bedeutet, dass es eine Erfahrung gegeben hatte, in der Mutter und Kind getrennt gewesen waren und nicht zueinander kommen konnten. Der Bruch der nie angekommenen Hinbewegung der Mutter zum Kind hin fand in der Seele des Kindes statt. Es fühlte sich damals, als es sich nach der Mama sehnte, abgestoßen, alleine gelassen, einsam, ausgeschlossen. Wie schlimm ist es für ein Kind, alleine in einem Krankenhaus zu sein und keiner darf bleiben? 

Die Zeit verging, die Wunden wurden erneut aufgerissen. Sie sind bis heute nicht verheilt. Dank meiner psychologischen Beschäftigung mit der Seele konnte ich einen neuen Blickwinkel einnehmen. Aus einer anderen Perspektive schaute ich mir die Mutter-Kind-Verbindungen weiter draußen an. Es gibt ein Muster in meiner Familie. Das Kind fühlt sich von der Mutter abgelehnt. Das Kind wird auch von der Mama zurückgewiesen. Warum? 

In diesem Punkt bin ich meiner Mama ähnlich geworden. Ich liebe mein Kind, und ich weise es zurück, beziehungsweise gebe ihm das Gefühl, dass es gerade unpassend ist mit mir den Kontakt zu pflegen. Warum?

Der Schmerz in mir wütet. 
Das Leiden ist übergeschwappt.
Ich bin traurig.
Ich weine still in mich hinein.

Von diesem Dilemma gibt es sogar noch Steigerungen. 

Meine Mama lebt im Altersheim. Sie hat ihr Lieblingskind als Versorgungsberechtigten eingesetzt. Dies bestätigt die Abweisung, die es zwischen uns gibt. Mein Bruder tut alles, sie abzuschirmen. Im telefonischen Anruf im Altenheim mit der Nachfrage wie es meiner Mutter geht, bekam ich eine rüde Zurückweisung mit der Ansage: "Fragen Sie Ihren Bruder." Dass dieser mir ausweicht und unerreichbar für mich ist, interessiert niemand. 

Wo ist ein Gesetz, das dafür sorgt, dass bei gepflegt werdenden Senioren alle Kinder gleichzeitig informiert werden und gefragt werden müssen? 

Ich weiß nicht, wie es ihr geht, außer ich besuche sie. Dort bekam ich beim letzten Besucht dauernd zu hören: "Zieh´ jetzt endlich deine Jacke an und gehe."

Ich weiß nicht, wann sie im Krankenhaus ist und welche Krankheiten sie hat. 

Als Besucherin im Altenheim werde ich schlimmer wie ein Feind behandelt. 

Und dann kommen die superklugen Leute daher und schreiben in den sozialen Medien davon, wie arm doch die alten Leute im Altenheim dran sind, weil sie nicht besucht werden. Hey, Leute: "Die Wahrheit ist, dass dies so gewollt ist und so inszeniert ist." 

Ich muss damit klarkommen, dass meine Mama einerseits von mir besucht werden möchte und andererseits mich wieder loshaben will, sobald sie mich sieht. 
Ich muss damit klarkommen, dass sie jetzt zum Pflegebereich angehört. Was ich dort gesehen habe, das war .... Die Menschen vegetieren dahin. Solches Leben wird in keiner Patientenverfügung vorausgesehen und mit beachtet, was dann zu tun ist. 

Laut Internet kommen die Senioren ins Krankenhaus und finden sich danach in einem Delir-zustand und beginnender Demenz wieder in der Pflegestation unter dahindösenden und ins Nichts starrenden Menschen. Die Würde des Menschen, wo ist sie geblieben? Wo beginnt sie? Hat sie hier geendet?

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Fortsetzung 1:
In einem Gespräch mit Freundinnen wurde die Menschenwürde angesprochen. Ich begann vom obigen Dilemma zu erzählen. Danach wurde mir klar: Meine Mama hat ihren jüngsten Sohn alle Geschäfte mit entsprechenden Nachweisen übergeben.

Heute früh öffne ich Facebook. Dort wird mir vorgeschlagen, dass ich mir ansehe, was ich heute in den Jahren zuvor gepostet hatte. Ich öffnete den Hinweislink. Ich staunte: Nur für mich, ganz privat, hatte ich die Vollmacht hochgeladen, die sie heimlich mit dem jüngsten Sohn beim Notar hat fertigen lassen. Zwei Hinweis relativ zeitnah habe ich bekommen. 

Meine Freundin hatte gesagt, dass meine Mama es so gewollt hat, wie es jetzt ist

Das stimmt. 

Sie ist immer noch mit dieser Lösung einverstanden. Wie sonst könnte mich der Altenpfleger abrupt abfertigen? 

Sie hat die alte Vollmacht nie widerrufen. 
Sie hat nie im Heim gesagt, dass allen Kindern Auskunft gegeben wird. 

Es gibt also einen Vertrag, der so nicht schriftlich fixiert ist, und dennoch mit dem Einsetzen des jüngsten Sohnes, einhergeht: 
Wenn einzig ein Kind in der notariellen Urkunde berücksichtigt ist, dann bin ich auch aller Pflichten als Tochter enthoben. Ich bin meiner Mutter nichts schuldig. Ich bin nicht für sie zuständig, ihr schöne Stunden zu bereiten mit Besuchen und des Herstellens von Besuchen weiterer Anverwandte. 

Ihr jüngster Sohn hält sogar ihre Enkelin von ihr fern: "Brauchst du nicht." ist hier der gesprochene Satz. Mit dem Zusatz, dass sie es eh nicht wirklich mitbekommen würde. Traurig, oder? 

Da ist eine alte Frau im Altersheim und der Besuch wird ferngehalten, so gut es geht. 
Und die Kinder und weitere Verwandten, die sie besuchen, werden vergrault. 

Es ist, wie es auch ist. 

Aus der Perspektive der Seelen, kann es sein, dass sie sich diesen Abgang damals, als sie noch im Himmel auf Woke 7 schwebte, ausgesucht hatte einmal zu erleben. Wer weiß, das schon so genau. 
Aus der gleichen Perspektive meiner eigenen Seele, kann es sein, dass sich meine Seele genau diese Mutter ausgesucht hatte, damit sie (ich) erfahren kann wie es sich anfühlt mit Ambivalenzen.

Es kann auch sein, dass sie nie zum Pflegefall werden wollte, weil sie selbst ihre Mama einst gepflegt hatte und ihre Schwestern sie damit so ziemlich alleine ließen. Das war damals auch traurig gewesen. Das Wort "nie"  kennt das Unterbewusstsein nicht. Die kuriose Sicht ohne das Wort "nie" erlebt sie gerade. 

In diesem Fall wiederholt sich ein Muster in neuem Gewandt. 

Bitte passt gut auf, was ihr euch wünscht. 

Meine Mama wollte sicher gehen, dass es ihr gut geht, ist sie auf fremde Hilfe angewiesen und hat es notariell zur rechten Zeit geregelt. Sie hatte nicht das Ungeschriebene bedacht, die andere Seite der Waage bzw. Vollmacht: Wurde diese auf eine einzige Person ausgestellt, kann diese Person tun und walten, wie es ihm gefällt. Wer schaut da schon genauer hin im Altersheim? Im Theater spielen sind manche Naturen wahre Künstler. 

Meine Mama wollte ihre Kinder nicht belasten, weil sie mit ihren Geschwistern so schlechte Erfahrungen damals bei ihrer Mama gemacht hatte. Sie redete ihren Kinder das nach, wie sie ihre eigenen Geschwister mit der Pflege der Mutter im Stich gelassen hatte. 

So ist das mit den Mustern. 
Sie wiederholen sich in neuer Umgebung, mit neuen Menschen, in neuer Rollenverteilung. 
Und am Ende kommt die gleiche Ungerechtigkeit und das alleine gelassen sein heraus, wie sie es damals erfahren hatte. 

Passt gut auf euch auf.
Passt gut auf in Verträgen und Vereinbarungen. Auch das, was nicht dort steht, ist rechtsgültig, auch wenn so so nicht gemeint gewesen war. 

Das Video hier drunter beleuchtet die Muster unserer Mütter. 

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